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Erster Akt: Die Visabeschaffung

Die Idee den Iran zu bereisen existiert seitdem ich mit Ali befreundet bin. Im Frühjahr 2008 lernten wir uns beim gemeinsamen Praktikum in Jena kennen. Mittlerweile ist er Doktorand in Bremen und ich Austauschstudent in Tbilissi. Umso aktueller wurde die Idee, als mir Ali im November mitteilte, dass er über Weihnachten „nach Hause“ kommen würde und mich infolgedessen einlud ihn zu besuchen.

Die Zeit war ab da an der einzige Gegenspieler, denn aus zahlreichen Berichten wusste ich, dass man rund einen Monat Wartezeit auf ein iranisches Visum einplanen sollte. Somit war das Einreichdatum kurz nach meinem Geburtstag durchaus optimistisch geplant, um noch deutlich vor Weihnachten (nämlich ab dem 20. Dezember) Tbilissi gen Teheran zu verlassen. Zudem war von Anfang an klar, dass nur ein Reise(um)weg über die Türkei in Frage kommt, da mit einem armenischen Visum (und der damit kürzeren sowie direkteren Route) im Reisepass jeglicher Besuch in Aserbaidschan flachfällt – Stichwort Nagorno-Karabach.

Am 18. November gab ich also meinen Antrag in der iranischen Botschaft hier in Tbilissi ab, zwei Passfotos, eine Reisepasskopie und 55€ für EU-Bürger sind das Eintrittsgeld. Der sehr freundliche Botschaftsangestellte wünschte mir viel Glück, wir gaben uns die Hand und ich hatte ein gutes Gefühl. Zugegebenermaßen hatte ich dies anders erwartet, irgendwie war es bis hierhin deutlich problemloser als gedacht. Es war keine Einladung nötig und man muss sich auch nicht – wie beispielsweise in Russland oder (zumindest offiziell) in Serbien – am jeweiligen Reiseort registrieren. Die einzige Hürde stellt damit die Wartezeit und damit die Ungewissheit da.

Wochenlang machte ich mir auch keinerlei Sorgen, dass das mit der Reise nicht klappen könnte. Eine Woche vor dem geplanten Abreisetermin fing ich dann aber doch an, nervös zu werden. Ich hakte persönlich bei der Botschaft nach, worauf man mir mitteilte, dass man noch keine Antwort aus Teheran habe. Einen Tag vor meiner nach wie vor geplanten Abreise wurde ich abermals vor Ort vorstellig – die Antwort des Angestellten blieb aber gleichfalls negativ. Das war am Morgen des 19. Dezembers. Am selben Nachmittag bekam ich dann mit, dass meine Mitbewohner, die zeitgleich ihr Iranvisum beantragt hatten, ihre Einreiseerlaubnis am darauf folgenden Dienstag bekommen könnten.

Mit dieser Information machte ich mich abermals auf dem Weg zur iranischen Auslandsvertretung. Doch der zuständige Konsul war nicht mehr zu erreichen, sodass ich am nächsten Tag, besagtem Dienstag den 20. Dezember und eigentlicher Abreisetag, wiederkommen sollte. Pünktlich um 10 Uhr stand ich dann zum insgesamt fünften Mal auf der Matte – innerlich äußerst angespannt. Eigentlich mussten ja nur noch die letzten Formalien geklärt werden. Es zeigte sich aber, dass letztendlich meine Immatrikulationsbescheinigung der Tbilisser Uni die Tür öffnete – als offizieller (quasi) georgischer Student war es nun auf einmal nur noch Formsache. Und tatsächlich konnte ich gut fünf Stunden vor der Abfahrt mein Visum abholen und wenig später gut gelaunt die „Platzkarta“ für den Zug kaufen. Die Reise war damit im allerletzten Moment perfekt, die letzte und höchste Hürde genommen. Überschwänglich ging es zum Tbilisser Bahnhof, um den Nachtzug nach Batumi zu nehmen.

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